Dachverband der
Luftsportvereine in Schleswig-Holstein
Mitglied im Deutschen Aero-Club
und im Landessportverband Schleswig-Holstein

Dachverband der Luftsportvereine in Schleswig-Holstein
Mitglied im Deutschen Aero-Club
und im Landessportverband Schleswig-Holstein
Jahresversammlung: Viele Infos zur Lage der Luftfahrt
![]() |
![]() |
Andreas Scholz, (li., SFG Husum) bekam die Verdienstnadel für sein Engagement beim Aufbau und der Leitung der ATO Motorflug, Howard Mills für seine Verdienste für die Segelflieger und Segelfliegerinnen in Schleswig-Holstein. Fotos: Birger Bahlo
Einer der Höhepunkte in der Jahresversammlung des Luftsportverbandes SH war ohne Zweifel die Ehrung verdienter Luftsportler. Im Flensburger Lokal Borgerforeningen zeichnete LV-Präsident Claus Cordes Andreas Scholz und Howard Mills mit der Verdienstnadel des Verbandes aus: Andreas wegen seines Engagements bei Gründung und Leitung der ATO Motorflug und Howard wegen seines Einsatzes für die Segelflieger und Segelfliegerinnen im Lande.
Detailliert berichtete Claus, wie er die aktuelle Lage des Luftsports in SH beurteilt, und schätzte in seiner Rolle als Präsident des Deutschen Aero-Clubs (DAeC) auch die bundesweite Situation ein.
Claus zeigte sich mit den Aktivitäten der Luftsportjugend nicht zufrieden. „Da ist noch viel Luft nach oben“. Viele Kinder und Jugendliche hätten schon früh in anderen Sportarten Fuß gefasst, bevor sie mit dem Luftsport beginnen könnten.
Er sei mit der Industrie und Teilen der Politik im Gespräch, um berufliche Werdegänge mit Luftsport besser zu verknüpfen, um so auch den Mangel an Auszubildenden und Fachkräften in der Luft- und Raumfahrtindustrie zu lindern. „Unsere Luftsportvereine haben den Zugang zu luftfahrtaffinen Jugendlichen, und wir halten die Infrastruktur bereit, um eine berufliche Entwicklung durch das Erlernen des Fliegens zusätzlich zu befördern. Die ersten Rückmeldungen sind durchaus ermutigend.“
Schwieriger werde es, sich an der Integration der vielen Menschen, die in den vergangenen Jahren zu uns nach Deutschland gekommen sind, zu beteiligen, „denn ohne Beherrschung der deutschen Sprache geht es im sicherheitssensiblen Luftsport auf gar keinen Fall.“
Der DAeC bemühe sich mit einer großen deutschen Fluggesellschaft in einem gemeinsamen Projekt darum, den Luftraum besser auszunutzen, speziell bei der Abwicklung von Instrumentenanflügen.
Immer mehr Handlungsbedarf entstehe beim Umwelt- und Naturschutz. Der Dachverband organisiere sich in diesem Bereich gerade neu, um geeignete Konzepte zu entwickeln und mehr Einfluss zu nehmen. Der Luftsport alleine werde auch durch vollständigen Verzicht auf seine Aktivitäten das Klima nicht retten können, stehe aber dennoch unter Beobachtung.
Ein Wort zum Umwelt- und Naturschutz
„An dieser Stelle mal eine Zahl, die geeignet ist, die Wahrnehmung einmal wieder geradezurücken. Der Aufwand für die Retouren des Versandhandels emittiert angeblich mehr CO2 als alle Flugzeuge und Schiffe dieser Welt zusammen, und gegen 48 Millionen PKW allein in Deutschland kann der Luftsport nicht anstinken, weder aus dem Auspuff noch politisch. An dieser Stelle der Hinweis an unsere Motorflieger, der BA Technik hilft bei Fragen zur Verwendung von UL91 gerne weiter.“
Luftraum bei Hamburg
Ausführlich beschreibt Claus die Situation im Raum Hamburg: „Ist es für die motorisierten Kameradinnen und Kameraden nur ein Umweg um den Flughafen Hamburg herum, so liegt der zugehörige Luftraumkomplex den Aufwindfliegern mehr als im Weg. Der Weg um Hamburg herum führt im Westen über die feuchten Elbmarschen und im Osten durch das Nadelöhr zwischen der Kontrollzone Lübeck und dem Hamburger Luftraum C. Waren die Versuche, die Untergrenze des von 4.500 ft auf 3.500 ft abgesenkten mittleren Ringes wieder anzuheben, in den letzten zwei Jahren ebenso phantasiereich wie erfolglos, ist es nun gelungen, wenigstens an Wochenenden und Feiertagen wieder bis 4.500 ft im Luftraum E fliegen zu dürfen.“ Diese Regelung trat kurz nach der Jahresversammlung am 23. März 2023 in Kraft.
TMZ / RMZ um Schleswig und Hohn
Hauptmann Sebastian Goecke vom Taktischen Luftwaffengeschwader 51 „Immelmann“ berichtet von den bisherigen Erfahrungen mit dem TMZ/RMZ-Gebiet um den Flugplatz Schleswig-Jagel. Claus erklärt dazu: „Auch wenn uns deren Existenz natürlich grundsätzlich stört, ist es doch bemerkens- und ausgesprochen dankenswert, dass eine solch pragmatische Lösung gefunden werden konnte, die beiden Seiten hilft. An dieser Stelle gilt mein Dank allen, die daran mitgewirkt haben.“
Air Defender
Mitte Juni werde in Deutschland die militärische Großübung Air Defender stattfinden, die uns in SH besonders betreffen werde. Allerdings würden die Luftsportler am eingeschlossenen Wochenende 17./18.Juni ihren Sport ungehindert ausüben können. Bei den Planungen sei im Rahmen des Möglichen auf unsere Belange Rücksicht genommen worden. „Mit dem Rest müssen wir leben, jetzt hat das Vaterland einmal Vorrang.“
Simulator nutzen und Training genießen
Claus wies erneut darauf hin, dass die beiden Simulatoren, die der Landesverband mit Zuschüssen beschafft hat, im Einsatz seien und rege nachgefragt werden. Sie seien zwar wegen Lieferproblemen bei der Hardware noch nicht im endgültigen Zustand, „dennoch bieten sie hervorragende Trainingsmöglichkeiten, wie ich selbst schon erleben konnte. An dieser Stelle deswegen meinen herzlichen Dank an alle Kümmerer, namentlich und stellvertretend an Jörg Liesegang und Marc Thomsen. Nach meinen eigenen ersten Erfahrungen lassen sich insbesondere Routinen zur Bewältigung schwieriger Situationen sehr gut trainieren.
Das ist in meinen Augen ein echter Sicherheitsgewinn. Ich versteige mich mal zu der Behauptung, dass in einigen Jahren jeder Verein so einen Simulator bei sich stehen haben wird. Vielleicht erweist sich das auch für die Gewinnung von Nachwuchs als vorteilhaft.“
Windkraftanlagen in den Fokus nehmen
Große Sorgen müssen wir uns wegen des Ausbaus der Windenergieanlagen im Bundesgebiet, besonders aber in Schleswig-Holstein machen. Der BWE (Bundesverband Windenergie) hat als Lobbyverband weitreichende Forderungen an den Gesetzgeber formuliert. Ein Heranrücken an die Flugplätze ist beabsichtigt, und es wäre politischer Selbstmord, sich als Luftsportverband gegen den Ausbau der Windenergie zu positionieren. Ich lasse im Bundesverband gerade ein Handbuch „Windenergie“ erstellen, in dem betroffenen Vereinen und Verbänden ein Leitfaden zur Verfügung gestellt wird, wie bei akuter Bedrohung durch Bau von Windenergieanlagen am besten vorzugehen ist.
Richter stellen Existenzrecht von Vereinen infrage
Durch ein Urteil des OVG Lüneburg ist die Latte für Landesluftfahrtbehörden zur Verweigerung einer luftrechtlichen Genehmigung sehr hoch gelegt worden. Das Existenzrecht eines Luftsportvereins hat darin einen sehr geringen Stellenwert. Ich schlage vor, dass sich die Vereinsvorsitzenden zeitnah mit dem Vorstand des Landesverbandes zusammensetzen, um eine Bestandsaufnahme zu machen und das weitere Vorgehen auch mit der Landesluftfahrtbehörde zu besprechen.
Prävention sexueller Belästigung als eigenes Referat geplant
Von der Luftsportjugend wurde auf der letzten Vorstandssitzung der Vorschlag unterbreitet, den Bereich Prävention sexueller Belästigung (PSB) in ein eigenes Referat auszugliedern. Der Vorstand wird dem Präsidialrat zur nächsten Sitzung eine entsprechende Beschlussvorlage vorlegen. Ich werbe an dieser Stelle auch noch einmal für die Unterzeichnung des (leicht abgewandelten) Ehrenkodex‘ und der Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses. Dieses nicht wegen eines unterschwellig ausgedrückten Verdachtes, sondern schlicht, weil in absehbarer Zeit die Vergabe von Fördermitteln des DOSB an diese und andere Maßnahmen gekoppelt sein wird.
Unsere Jugend hat sich Gedanken gemacht, welche Hemmnisse einer intensiveren Beteiligung Jugendlicher am Luftsport entgegenstehen, und die Antwort muss uns Älteren sehr zu denken geben. Die Spanne der ungeliebten Verhaltensweisen reicht von permanentem Gemeckere bis hin zu cholerischen Ausbrüchen. Wir müssen begreifen, dass wir diesen jungen Leuten ein Vorbild zu sein haben, und dass sie die Zukunft nicht nur unseres Sportes sind.“
Kjell Buchholtz war bis März Landesjugendleiter. Er wechselt zur Bundesjugend. Elina Schrader (Foto) als seine Nachfolgerin in SH stellte sich vor. Sie wies auf das Jugendvergleichsfliegen hin, das vom 1. bis 3. September in Grube stattfinden soll. Sie unterstrich, dass die Jugendleiter enger zusammenhalten wollen. Sie hatten bereits gemeinsame Treffen, auch ein geselliges Bowlen. Gedacht sei auch an ein Fly-in für Motorsegler. Auch sie warb dafür, dass das von der Jugend aufgebaute Projekt PSB nun in ein eigenständiges Referat des Landesverbandes übergehe. Beispielsweise seien aus Fluglehrer-Fortbildungen, wo es vorgestellt worden sei, bereits „extrem gute Rückmeldungen gekommen.“ Gerne greife man weitere Rückmeldungen auf und reagiere auch darauf.
Thomas Räther hatte zum Auftakt der Versammlung als Geschäftsführer der Flensburger Flugplatz-GmbH die Teilnehmer begrüßt und die Gegebenheiten des Flensburger Flugplatzes dargestellt. An ihn schloss Bernd Küpperbusch als Vize-Präsident des Landessportverbandes SH sein Grußwort an.
Ausgesprochen anregend war der Vortrag von Philipp Siepmann und Michail Hengstenberg vom LSV Kreis Pinneberg. Sie berichteten über die Ergebnisse eines vereinsinternen Workshops zur Nachwuchsgewinnung. Über die Details informieren wir in Kürze auf dieser Webseite und im Newsletter Aero-Nord.
Text und Fotos: Birger Bahlo